"Klimabildung in Hessen" - 2. Qualitätszirkel

Diskussion mit Jugendlichen von Fridays for Future – © ANU Hessen

Beim ersten Qualitätszirkel 2018 erarbeiteten sich die Klimabildungsakteure eine Wissensbasis zum Klimawandel und gemeinsames Verständnis von Klimabildung. Beim zweiten stand die Klimaschutzbewegung und Entwicklung von Qualitätskriterien für Klimabildung im Zentrum. Hierzu trafen sich im Oktober 2019 die Akteure aus Umweltbildungszentren und BNE-Netzwerken sowie beteiligte Projektpartner in Weilburg.

Vor welche gesellschaftliche Herausforderungen stellt uns der anthropogene Klimawandel?

Dr. Antje Schönwald von der Europäischen Akademie Otzenhausen machte aus Sicht der Wissenschaft die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Transformation deutlich, indem sie auf die Forschung zu den planetaren Grenzen, Biodiversität und Klimawandel hinwies. Mit dem Kompetenzkonzept von de Haan stellte sie auf einer abstrakten Ebene die Bedeutung von Bildung für eine gesellschaftliche Transformation heraus.

Diskussion mit Jugendlichen von Fridays for Future – © ANU Hessen

Um praktische Transformation, Klimapolitik und Lernen ging es dann im Dialog mit Jugendlichen aus der Fridays-for-Future-Bewegung (FfF). Die Jugendlichen hatten Statements zu ihren Erwartungen an Erwachsene und Lehrkräfte formuliert sowie Visionen für eine zukunftsfähige Schule entwickelt. In Kleingruppen folgte ein intensiver Dialog zwischen den Generationen. In vielen Punkten fanden die Erwachsenen und Jugendlichen Übereinstimmungen in ihren Einschätzungen. Die Ungeduld der Jugendlichen war den Erwachsenen Ansporn für ihre Bildungsarbeit; die Ernsthaftigkeit, mit der die Erwachsenen die Klimabildung voranbringen, überraschte die Jugendlichen positiv. Der Dialog bahnte auch eine Reihe von lokalen Kooperationen von FfF und Umweltbildungszentren an. Er soll fortgeführt werden, um eine neue Form des voneinander und miteinander Lernens zu entwickeln.

Was macht BNE transformativ? Welche Qualitätskriterien gibt es für gute Klimabildung?

Anknüpfend an die Einführung in BNE von Dr. Antje Schönwald stellte Leonie Bellina (Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften an der Universität Tübingen) den Orientierungsrahmen für gute Lehre vor, der im Rahmen des Projekts HochN für Nachhaltigkeit an Hochschulen entwickelt wurde. Der Orientierungsrahmen strebt hierbei eine qualitätssichernde Funktion an und kann modifiziert auf andere Bildungsbereiche angewendet werden.

Im Anschluss beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Arbeitsgruppen mit den einzelnen Elementen des vorgestellten Orientierungsrahmens und diskutierten die Anwendung für die Klima- bzw. Ernährungsbildungsprojekte. Anknüpfend an die Entwicklungen des vergangenen Jahres wurden die Qualitätskriterien nun um die Dimensionen Inhalt, Wissenschaft, Ethik und Teilhabe erweitert und systematisiert.

Zielfestlegung im Backcasting-Workshop – © ANU Hessen e.V.

Wie kann die Arbeit auf Grundlage des skizzierten Qualitätsrahmens weiter verbessert werden?

Im abschließenden Workshop wurde mit Hilfe der sogenannten „Backcasting-Methode“ gemeinsam ein Blick in die Zukunft der Klimabildungslandschaft geworfen. Die Backcasting-Methode ist eine Planungsmethode, bei der mit der Definition eines wünschenswerten Zustands/Ziels in der Zukunft begonnen wird, um dann Schritt für Schritt in der Zeit zurückzugehen und schließlich Strategien, Programme und Maßnahmen für die Erreichung des „wünschenswerten Zustands“ zu entwickeln.

Im Workshop „Schule“ wurden dabei Maßnahmen erarbeitet, die das Ziel „BNE-Inhalte und -Methoden sind selbstverständlich verankertes Lernfeld in allen Bildungsbereichen“ adressieren. Im Workshop „Schulbetrieb“ wurden Schritte formuliert, die zu einer klimaneutralen Schule führen. Im Workshop „außerschulische Bildungspartner“ wurden Maßnahmen für eine Bildungslandschaft lebenslangen Lernens beschrieben, die zur Verankerung von Klimabildung in der Gesellschaft führen können. Der Workshop „Kommune“ beschäftigte sich mit der Frage, wie Klimaschutz und Klimabildung im Leitbild der Kommunen Einzug finden und es zu einer lebendigen Kooperation der verschiedenen Bereiche kommen kann.

Klimabildung muss auf allen Ebenen stattfinden, in der Schule, mit außerschulischen Partnern, in der Kommune. Zusammen gedacht und systematisch vernetzt kann eine Bildungslandschaft entstehen, die sich den Herausforderungen des Klimawandels stellt. Die Hessische Klimabildung ist hierzu auf einem erfolgversprechenden Weg.