„Klimabildung in Hessen“
Auftaktveranstaltung und 1. Qualitätszirkel

Vortrag Antje Brock – © ANU Hessen e.V.

Zum Start der Maßnahmen zur Klimabildung im Rahmen des Integrierten Klimaschutzplans Hessen 2025 (IKSP) trafen sich am 1. und 2. November 2018 Akteurinnen und Akteure aus den hessischen Umweltbildungszentren und BNE-Netzwerken sowie beteiligte Projektpartner zu einem ersten Qualitätszirkel im Forstlichen Bildungszentrum in Weilburg.

 

Vor welche Herausforderungen stellt uns der anthropogene Klimawandel?

Eine eindrückliche Einführung in das Themenfeld des Klimawandels gab Prof. Dr. Manfred Stock vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Er arbeitete in seinem Vortrag zunächst den Unterschied zwischen dem anthropogenen Klimawandel und erdgeschichtlichen Klimaveränderungen heraus. Der anthropogene Klimawandel trägt zu der bereits heute beobachtbaren Zunahme von Wetterextremen wie Hitze, Dürre, Starkregen, Hochwasser und Stürmen bei. Mit einem Blick in die Zukunft zeigte Prof. Stock die Folgen verschiedener Klimaszenarien für die Menschen überall auf der Welt auf und wies auf die Dringlichkeit von Klimaschutz und Klimaanpassung hin.

Welche Strategien zum Klimaschutz gibt es von Seiten der Landesregierung?

In Arbeitsgruppen hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gelegenheit, sich mit einzelnen Bereichen des IKSP zu befassen: Energieerzeugung und -umwandlung, Verkehr, Industrie sowie Gewerbe, Dienstleistungen, Landnutzung, Haushalte und Wohngebäude, Abfall und Abwasser. Aufgabe der Gruppen war es, das Ambitionsniveau der Maßnahmen abzuschätzen und den Bezug zu den übergreifenden Klimabildungsmaßnahmen herzustellen.

Im folgenden Austausch wurde die detailreiche Bearbeitung im IKSP sowohl in den Bereichen Klimaschutz sowie Klimawandelanpassung hervorgehoben. Auch der hohe Stellenwert der Klimabildung als prioritäres Handlungsfeld sorgte für viel Anerkennung. Es wurde aber auch diskutiert, ob die verabschiedeten Maßnahmen angesichts der drängenden Problemlage ausreichend sind.

Welche Rolle kommt der Klimabildung für nachhaltige Entwicklung zu?

Diese Frage stellte Antje Brock von der Freien Universität Berlin. Sowohl das Pariser Klimaabkommen von 2015 als auch die von den Vereinten Nationen 2015 verabschiedeten Sustainable Development Goals betonen die transformative Aufgabe von Bildung.

Antje Brock argumentiert, ausgehend von einem kritischen Bildungsbegriff, für eine solche transformative Funktion von Bildung: „Die derzeitige nicht-nachhaltige Entwicklung (am markantesten dabei der anthropogene Klimawandel) blockiert die Offenheit von Zukunft und damit die Möglichkeit von individuellen Lebensentwürfen. Bewusstseinsbildung zur Sicherung der Möglichkeitsbedingungen fällt dabei in den Bereich der Bildung.“

Abschließend stellte Antje Brock das vom Institut Futur durchgeführte nationale Monitoring zur Umsetzung von BNE in Deutschland vor: Hierzu wurden im Frühjahr 2018 rund 3000 junge Menschen, Lehrerinnen und Lehrer befragt. Das Ergebnis ist durchwachsen. Auf der einen Seite wird das eigene Wissen nur als „befriedigend“ eingestuft. Die Klimawirksamkeit unseres Lebensstils wird insbesondere von jungen Menschen häufig unterschätzt. Auf der anderen Seite wünschen sich sowohl die jungen Menschen als auch die Lehrerinnen und Lehrer mehr Nachhaltigkeitsbezüge in den Schulen.

Wichtige, in der Studie herausgearbeitete Hebelpunkte zur Implementierung von BNE sind die ausstehende Verankerung von BNE in Lehr- und Bildungsplänen, die Berücksichtigung von BNE in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften und die Kooperation mit außerschulischen Partnern in den lokalen Bildungslandschaften.

In der Studie wird deutlich, dass Hoffnung und Optimismus häufig unterschätzte Aspekte von BNE sind. Demzufolge betonte Frau Brock die Notwendigkeit in der Bildungsarbeit, positive Ziele zu formulieren und diese in kleine, erreichbare Schritte zu unterteilen.

Welche Maßnahmen und Strukturen sieht das hessische Klimabildungskonzept vor?

In einem Kurzinput umriss das HMULV die geplanten Klimabildungsmaßnahmen im IKSP. Das Thema Bildung hat als Querschnittsmaßnahme Eingang in den IKSP gefunden.

Hierzu gehören Klimabildung und Ernährungsbildung.  Ziel der Klimabildungsmaßnahmen ist es, Beispiele guter Praxis zu identifizieren, zu bündeln und in die Breite zu tragen. Die 4 Handlungsfelder „Schuljahr der Nachhaltigkeit (SdN) Primar – Klimamodule“, „SdN Sekundarstufe I“, „Lernwerkstatt Klimawandel Sekundarstufe I“ und „Kooperation Klimabildung & Energieberatung“ wurden von den beteiligten Institutionen präsentiert und werden auf dieser Internetseite vorgestellt. Hier finden sich auch die Handlungsfelder der Ernährungsbildung „Bauernhof als Klassenzimmer“, „Ernährungsführerschein“, „Werkstatt Ernährung“ und „Schulgärten“.

Wie lässt sich ein gemeinsames Verständnis der Klimabildung erzielen?

Ergebnisse Arbeitsgruppen – © ANU Hessen e.V.

„Ziel einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung ist nicht ein Wissenskanon, sondern eine Persönlichkeit, die sich ermutigt und fähig fühlt, das eigene Leben mitzugestalten, und die über Wissen und Kompetenzen verfügt, dies im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu tun.“
(Prof. Dr. Ute Stoltenberg)

Anknüpfend an das Zitat erarbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Qualitätszirkels in Arbeitsgruppen folgende Fragen:

- Was zeichnet die Person aus, die der Beschreibung im Zitat entspricht?

- Wie trägt die Bildungsarbeit dazu bei, damit sich Persönlichkeiten entsprechend entfalten können?

Kernaussagen – © ANU Hessen e.V.

Die Kernaussagen aus den Diskussionen sind auf der nebenstehenden Grafik zusammengefasst. Sie bilden die Grundlage für die weitere Erarbeitung von Qualitätskriterien für gute Klimabildung im Rahmen des zweiten Qualitätszirkels in 2019.