Im Garten blühen Kompromisse

Die Qualität eines Gartens zeichnet sich dadurch aus, dass ein guter Kompromiss zwischen Natur und Kultur gelingt. Es gibt dabei nicht nur den einen richtigen, sondern unzählige gute Kompromisse, nicht nur zwischen Natur und Kultur, sondern auch zwischen verschiedenen Vorstellungen und Zielen. Im Schulgarten kommt es immer wieder zu Zielkonflikten: Soll ein Stückchen Rasen, das sich hervorragend zum Herumtollen eignet, einer artenreichen Wildblumenfläche weichen, „nur“ weil dies nachhaltiger ist? Durch solche Situationen erfahren Schülerinnen und Schüler, dass die Auswirkungen nachhaltigen Handelns oft nicht direkt erfahrbar sind und dass Verbesserungen in einem Handlungsfeld eine gleichzeitige Inkaufnahme der Verschlechterung in einem anderen Handlungsfeld bedeuten können. Nicht jede Lösung führt also in eine Win-Win-Situation; in der Regel sind Kompromisse im Kontext nachhaltiger Entwicklung anzutreffen.

Nicht nur die unmittelbaren eigenen Ziele der aktuell im Schulgarten Aktiven spielen dabei eine Rolle, da jede Aktivität Folgen für die nachfolgenden Gruppen von Schülerinnen und Schülern hat. So kann eine sorgfältige und ressourcensparende Bearbeitung der Böden und ein geschlossener Nährstoffkreislauf nachhaltige Ernteerträge nicht nur jetzt, sondern auch in der Zukunft sichern. Es kann aber auch zu scheinbaren Dilemmata Situationen zwischen Zukunftssicherung und Eigennutz kommen. Pflanzt man im Schulgarten zum Beispiel Obstbäume, so hat die eine „Generation“ nur die Arbeit des Pflanzens. Die Früchte ernten erst die nachfolgenden Generationen. Dafür kann aber die aktuelle Generation Früchte von Bäumen ernten, die die vorangegangen Generationen gepflanzt haben. So wird der „Generationenvertrag“ unmittelbar erfahrbar.

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